Mittwoch, 17. September 2008

Amtsgericht - ein weiterer Schritt auf meinem Weg

Die Nacht war erstaunlich ruhig. Erstaunlich? Ja, weil gestern der Tag doch durchaus schon mit einem gewissen Anstieg an Aufregung gezeichnet war.

Warum denn? Nun, heute stand mein erster Termin bei Gericht an. Mündliche Anhörung wegen meines Antrags auf Vornamensänderung.

Ich war viel zu früh da. Klar hatte ich mir extra Zeit eingeplant. Morgens zeitig aufgestanden, gemütlich fertig gemacht und *prima* noch eine Stunde bis zu der Uhrzeit zu der ich eigentlich los wollte. Und selbst das war schon mit viel Luft geplant. Was also tun? Warten, doof rumsitzen und warten. Auf irgendwas konzentrieren mag ich mich nicht mehr, ich hab die Befürchtung, dass meine Aufregung sowieso alles erschwert. Naja, dann halt einfach irgendwie die Zeit totschlagen.

Eine halbe Stunde bevor ich eigentlich geplant losfahren wollte bin ich dann ab. Ich hab's einfach nicht mehr länger zuhause ausgehalten. Dass ich dann eine Stunde vor Temin bei Gericht aufgeschlagen bin war irgendwie klar. Warum sollte am heutigen Tag auch nur irgendwo auch nur eine Minute auf dem Fahrweg ungeplant draufgehen? Naja, macht ja nix, ich kann warten...neeee kann ich nicht...aber was soll ich machen? Vielleicht in Ohnmacht fallen weil mir eine Dame vom Gericht mitteilt, dass der Richter gerade außer Haus unterwegs ist und mein Termin vermutlich auch noch etwa eine halbe Stunde später wird???? *URKS* Ok Ok, hauptsache er findet statt, und wenn ich hier den halben Tag warten muß, kein Problem...ich sagte doch kein Problem?...*heul* wie soll ich die Wartezeit nur überleben??? Naja, dauerndes auf die Uhr schauen war zum Glück nicht möglich und irgendwann kam mein Richter dann und ich durfte eintreten.

Und nun ging es ziemlich fix. Kurzes in die Akte schauen, ganz kurzer Blick auf meinen Personalausweis...(das Foto paßt nicht und mein Aussehen zum Text da drauf schon zwei mal nicht, ich bin das nicht *grins*)...alles ok, los geht's. Ein paar einfache Fragen, eine Aufklärung wie das Verfahren dann weiter ablaufen wird und 10 Minuten später war es das schon gewesen. Kurzes Verabschieden und ich hab's hinter mir. *große Augen mach*

Ich finde Zeit ein wenig meine Gedanken und Eindrücke zu sammeln. Mein wichtigster Eindruck: Der Richter macht das Thema nicht zum ersten Mal, er weiß um was es geht und führt das Verfahren ganz neutral durch. Meinen Psychologen lehnt er im Gegensatz zu anderen Gerichten in anderen TSG-Fällen direkt als Gutachter ab, aber ich habe den Eindruck, dass ich damit keinen Nachteil haben werde da ich meinen Psychologen in Hinsicht Diagnosestellung für den Medizinischen Weg sowieso erst Anfang Oktober kennenlernnen werde und hier noch keine Einschätzung habe wie das Gutachten ausfallen würde; auch wenn ich mir für meinen Teil sicher bin, dass die Diagnose klar ist.

Ich bin eigentlich ganz positiv gestimmt. Der Richter hat mich nicht gleich nach Hause geschickt und gesagt "Kommen sie irgendwann wieder", sondern hat meinen Antrag angenommen, mir sogar ein klein wenig Mut gemacht indem er bemerkte, dass wenn a) beide Gutachten meinen Antrag unterstützen der weitere Ablauf ziemlich klar ist , und b) falls vielleicht ein Wackler in einem Gutachten ist, dann auch noch nicht alles gescheitert ist und der Weg trotzdem offen ist. Find ich schon mal gut. Scheint als ob ich zumindest den ersten Eindruck nicht vergeigt habe :-).

~~~ tief Luft holen ~~~

Ist ja nicht so, dass damit der Tag schon gelaufen wäre. Nach dem Termin geht es ab ins Büro. Umziehen? Ich??? Nööööö. Bin ich erstens viel zu faul zu und zweitens sicherlich besser gekleidet als wenn ich mich umziehen würde *grins*.

Hey, ich hab ja noch gar nicht geschrieben wie ich heute bei Gericht war *ups*, kleines Versäumnis *zwinker*. Naja, viel Überraschung mag das sicherlich nicht sein. Ich war selbstverständlich, ist ja Teil meines Privatlebens, in meiner weiblichen Rolle unterwegs. Feines Business-Outfit, schwarzer Rock, weiße Bluse mit schwarzer Jacke, schwarze Schuhe mit kleinem Absatz und Täschchen für Geld, Ausweiß, usw. . Geschäftsfrau eben, dem Anlaß entsprechend.

Und genau so ging es dann direkt mit einem Kollegen zum Mittagessen ins Stammlokal. Wieder mal. Und heute war es gut gefüllt dort. Mein Ego ist inzwischen fest genug um das völlig locker zu sehen. Die Blicke bemerke ich, die folgenden Reaktionen kann ich abschätzen, brauche ich nicht mehr zu beobachten. Bei Manchen gibts ein kurzes Schwätzchen mit dem Nachbarn und dann Grinsen, bei anderen geht einfach das Leben weiter. Ich erkenne schon an den Blicken wer wie reagieren wird. Den Schneid mich persönlich anzusprechen hat niemand.

Der Nachmittag ist normaler Arbeitstag. Und ich merke wieder einmal, natürlich gehört es für mich dazu wenn ich Frau sein darf auch als Frau gekleidet zu sein, aber ich brauche es nicht um ich zu sein. Ob wie heute gekleidet oder wie derzeit noch üblich mit Jeans und Shirt ist egal. Das Gefühl ist das gleiche. Natürlich ist mein Bild von mir selbst stimmiger aber es zeigt mir eben, dass meine Gefühle die Richtung vorgeben und nicht irgendwelche äußerlichen Vorlieben.

~~~ Ich bin auf dem richtigen Weg ~~~

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