Freitag, 24. Oktober 2008

Normalität sowie Ende und Anfang zugleich

Wo ist nur die Zeit geblieben? Eine ganze Woche ist vergangen und ich muß wirklich nachdenken was alles geschehen ist. Andererseits, sooo kompliziert ist das gar nicht, denn es war eine ganz nomale Arbeitswoche. Nichts wirklich außergewöhnliches ist geschehen. Das normale Alltagsleben halt.

Aber genau darin liegt das Wunderbare. Dieses normale Alltagsleben durfte ich als Frau erleben. Durchgängig. Und es fühlte sich einfach nur gut an. Kein Hochgefühl oder ein Dauerkribbeln. Normal eben und genau so soll es sein.

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Meine Mail vom Freitag letzter Woche hat ein paar wenige Reaktionen ergeben. Mehr als ich vermutet hatte und vor allem kamen die Reaktionen von völlig unerwarteten Stellen. Dafür taten diese umso mehr gut. Es gibt somit nun keinerlei Hindernisse mehr, die ich nicht überwinden könnte. Der Weg ist frei.

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Die letzte Woche war allerdings auch von einer größeren Gefühlsachterbahn geprägt. Zum Wochenende hin schon Tränen und Freude im Herzen, über die Woche hinweg noch ein paar Mal das Wechselbad zwischen todunglücklich und Lebensfreude pur. Ich wußte gar nicht, dass ich sooo dicht am Wasser gebaut bin.

Der Grund hierfür liegt in einer Entwicklung in meinem Leben, die sich nun ebenfalls schon über knapp 1 1/2 Jahre hinzieht und nun in eine größere Veränderung eingetreten ist. Ein Veränderung die nur indirekt mit meinem großen Lebensumbau zu tun hat, eine Veränderung, die aber damit grad ziemlich parallel läuft. Beides konnte nur beginnen durch das erstmalige "Klick" in meinem Kopf und auch wenn beides eigentlich völlig verschieden ist, so ist es doch so eng verwoben miteinander, dass das was gerade passiert für mich mit eine Wunder gleichzusetzen ist.

Noch vor 2 Jahren war diese Gesamtentwicklung noch nicht mal in meinen Träumen vorhanden und doch ist sie da. Die Zukunft ist für mich erstrebenswert geworden. Ich freue mich auf das was kommen wird.

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Meinen ergebensten Dank für die letzten 18 Monate an dich Carlos. Du hast mein Leben in die Spur gebracht. Dein "kleiner" Anteil hat alles verändert und mir die Chance gebracht wirklich Leben zu können. Du wirst immer mein König, mein großer Bruder sein.


Etwas sehr Schönes ist durch etwas Wundervolles abgelöst worden.


Freitag, 17. Oktober 2008

Bitte Kontaktdaten ändern, Danke :)

Die nun durchgängige Umstellung macht es nötig. Die Kontaktdaten meiner Kollegen und der Kunden mit denen ich zu tun habe müssen geändert werden. Dazu muß eine gewisse Grundinfomation die Runde machen und der heutzutage übliche Weg ist die eMail:

~~~ Mailtext ~~~

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kollegen,

wir sind es in unserem Beruf gewohnt, dass die Dinge an denen wir arbeiten ständigen Veränderungen unterworfen sind. Kaum glauben wir endlich einmal einen stabilen Stand erreicht zu haben, schon kommt von irgendwoher "Wir sollten da doch noch eine klitzekleine Änderung berücksichtigen". Nicht selten können wir dann hingehen und wegen dieser Kleinigkeit die Hälfte unserer Arbeit nochmal neu machen.

Auch in meinem Leben kam vor einiger Zeit der Punkt an dem die Veränderung notwendig wurde. Auf dem Papier eine Winzigkeit, in seiner tatsächlichen Auswirkung das ganze Leben durcheinander wirbelnd.

Die kleine Änderung besteht darin, dass in meiner Geburtsurkunde der Geschlechtseintrag "männlich" durch "weiblich" ersetzt werden soll. Die Hintergründe und Auswirkungen dieser "kleinen" Änderung, der Wechsel von "Andreas" zu "Theia Andrea" reißen alles Gewohnte, alles Bekannte aus den bisherigen Lebensbahnen.

Ich möchte gerne jedem die Möglichkeit geben, so er es wünscht, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Auf meiner privaten Homepage befindet sich eine Webseite, die in Kurzform mein Leben beschreibt, in meinem Blog finden sich immer mal wieder Tagebucheinträge zur aktuellen Entwicklung, meinen Gedanken und Tagesgeschehen. Zu finden sind diese Seiten hier:

meine Webseite: *** siehe ersten Eintrag hier im Blog ***
mein Blog: *** ihr lest hier schon ;-) ***

Die kurze Zusammenfassung lautet:
Aus "Herr Andreas ***" wird "Frau Theia Andrea ***".

Zugegeben, aus der Kleinigkeit wird bei näherer Betrachtung ein ganz schöner Brocken, der nun eben in eine Phase kommt in der auch mein ganzes Lebensumfeld, Familie, Freunde und eben auch Kunden und Kollegen, damit konfrontiert wird. Die bisherigen Erfahrungen im Kontakt mit anderen Menschen, mit den Reaktion und dem Feedback, sind sehr positiv und so freue ich mich auf eine weiterhin gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Mir ist bewußt, dass jetzt sicherlich auch die ein oder andere Frage auftaucht. Bitte diese einfach ohne Scheu an mich richten. Keine Frage kann so ungewöhnlich sein wie das Leben, welches diese Fragen aufwirft.


Vielen Dank und freundliche Grüße aus Donaueschingen

~~~ Ende ~~~

Der Weg der Offenheit hat sich bislang als gut herausgestellt und so wird es auch weitergehen. Ich kann mich auch nicht in meinen vier Wänden verstecken, ich muss raus, schon mein Beruf macht dies nötig.

Auch mein Privatleben hat sich sehr verändert. Ich habe in den letzten Monaten mehr liebe Menschen kennengelernt und Kontakt bekommen als in vielen Jahren zuvor. Sicher hängt dies gerade mit meinem neuen Lebensgefühl zusammen welches mir es endlich ermöglicht das Leben richtig zu genießen.

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Donnerstag war Konzerttag. Hubert von Goisern spielte in Tuttlingen und zusammen mit einem Kollegen und zwei Bekannte erlebte ich dieses tolle Konzert. Hätte mir vor einiger Zeit jemand gesagt, ich würde jemals in so diesem Outfit in die Öffentlichkeit gehen, ich bin mir sicher, ich hätte ihn zum Psychater geschickt *griiins*. Aber für mich war es jetzt einfach schöööööön und auch wenn (oder gerade weil?) das Röckchen eines meiner kürzesten war, so ging es mir gigantisch gut. Und ich weiß genau dass ich viele Blicke angezogen habe :-)). Ob das gut tat? Hihi, bei denen ich es bemerkt hatte fühlte ich mich gut. Allerdings waren dies nicht so viele die ich bewußt wahrgenommen habe. Das Normalitätsgefühl für mich nimmt so sehr zu, dass ich mir gar keine wirklichen Gedanken mehr darüber mache ob ich irgendwie auffalle. Hauptsache mir geht es gut.

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Einen speziellen Gruß sende ich heute noch zu Lana ( http://www.lana-hamburg.de.vu ). Danke für die liebe Mail. :-)

Montag, 13. Oktober 2008

Wir werden noch viel Spaß haben.

Ein tolles Wochenende liegt hinter mir. Ein kurzer Besuch bei meiner Familie und ein seeeehr schöner Konzertabend bei Frank. Und das ganz in meinem gefühlten "Ich".

Es ist faszinierend wie supi das Leben bei neuen Bekannten schon in meinem neuen Leben fubktioniert. Klar, inzwischen lernen mich alle als Theia kennen und dann geht das auch locker über die Lippen.

Anders bei meiner Familie, bei den Kollegen und bei mir selbst. Ja, auch ich muß mich umstellen und Automatismen ablegen. An vielen Stellen einfach aufpassen, dass nicht einfach die Gewohnheit durchschlägt und das Gehirn nicht arbeitet wenn es geht mich vorzustellen und zu beschreiben was ich den so mache. Ich flüchte mich ein wenig in neutral gehaltene Beshreibungen, sage nicht "ich bin Trainerin für CAD-Systeme" sondern " ich halte CAD-Trainings". Das kann aber auch nur eine klitzekleine Übergangsphase sein.

Ich darf mich nun überall in meinem Leben selbst erfahren und so leben wie ich mir es immer erträumt habe. Auch wenn sich der Status im Augenblick "Alltagstest" nennt, so sehe ich das für mich schon als endgültigen Wechsel ins neue Leben. Ich weiß einfach dass ich nicht mehr zurück kehren werde. Zu "normal" und "richtig" fühlt sich das alles einfach an.

"Wir werden noch viel Spaß haben."

So gehe ich die kommende Zeit an. Die Zeit des Wandels, der Veränderungen. Hört sich doch viel netter an als "es wird ganz schön kompliziert das alles zu bewältigen", oder nicht? Zudem schätze ich mein Umfeld wirklich so ein, dass die kleinen Pannen und Schwierigkeiten mit einer gehörigen Portion Humor genommen werden und so alle diese kommende Zeit gut hinbekommen werden.

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Und es geht weiter auf einer der vielen Baustellen meines Lebens. Das Gericht hat sich gemeldet und ich weiß nun wer die Gutachter bzgl. meines Antrags auf Vornamensänderung sein werden. Hmmm, der eine ist nicht grad wirklich um die Ecke, aber ist mir völlig egal, ich würde überall hinfahren um meinen Weg gehen zu können.

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Ach ja, und nachträglich "Happy Birthday Matthias"

Freitag, 10. Oktober 2008

Andr.....öhm....Theiaaaa?

Bei einem Kreuzchentest im Internet bei dem es um die Fragestellung "Transsexuell oder nicht" ging kam ich an die Frage: "Haben sie schon einmal eine ganze Woche als Frau gelebt?" Heute kann ich die Antwort geben "JA, und es war gut!"

Seit nunmehr einer Wohe mußte ich nicht mehr in meine alte Rolle wechseln. In der Freizeit und im Beruf konnte ich mich fühlen und erleben wie ich bin.

Und eine Erkenntnis gab es schon. Alle werden wir noch viel Spaß haben. Man glaubt ja gar nicht wie viel Gewohnheit und Automatismus im Alltag so im Spiel ist. Vielleicht sollt ich selbst mal anfangen mich am Telefon mit meinem neuen Vornamen zu melden? Wie sollen die Kollegen das denn sonst üben? ;-)))

Hihi, ok, das kommt schon mit der Zeit. Im Büro ist es ja auch erst seit Mittwoch offiziell. Nicht zu viel erwarten. Die Taktik der kleinen Schritte ist bislang hervorragend aufgegangen und wird sich weiter bewähren.

Jetzt geht es erst mal ins Wochenende und da klappt das alles ja schon viel besser :-)

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Lieber Chef...jetzt ist es soweit

Der große Tag stand an. Erst mal noch ziemlich unspektakulär reichte ich heute mein Bescheinigung über den Alltagstest an meinen Arbeitgeber weiter. Von heute an wird es auch im Beruf nicht mehr "Herr" sondern "Frau" heißen. Mein zukünftiger Name wird den bisherigen ablösen und ich bin meinen Träumen schon so unglaublich nahe.

Die Veränderung wird nun zwangsläufig an einigen Stellen offen gelegt werden. Zu sehr habe ich im Job mit Kunden zu tun, viele davon langjährige Bestandskunden, die mich natürlich so kennen wie ich bislang zu sein schien. Wie sie reagieren werden? Sicherlich läßt sich das nicht bei allen vorhersagen, aber aus meinen bisherigen Erlebnissen denke ich, dass auch hier eher weniger mit negativen Auswirkungen zu rechnen ist. Und wenn einer partout ein Problem damit hat, dann kann ich daran auch nichts drehen.

Die erste Probe aufs Exempel fand dann auch gleich heute statt. Ein geplanter Kundenbesuch für die Vorbereitung eines weiteren Termins sollte den ersten Kunden mit der neuen Situation vertraut machen und stellte sich durchaus als gelungener Einstieg heraus.

Morgen wird's dann richtig ernst. Es steht die erste Schulung auf der Tagesordnung die von "Frau..." gehalten wird. Ob ich eine Beruhigungspille mitnehmen sollte? Bei meiner gesteigerten Aufregung in der letzten Zeit? Nöööö, wird schon :-)

Montag, 6. Oktober 2008

Sektkorken oder Tränen ?

Meine Gefühle spielen heute wieder Achterbahn. Eigentlich ein Tag der Freude und doch kämpfe ich gerade dieses doofe Gefühl des "ich muß heulen" nieder. Wieso? Vermutlich weil heute einfach wieder zu viel Gutes geschehen ist und ich mich immer mehr von meinem alten "Ich" loslöse. Und so groß die Freude über den Aufbruch ins wahre "Ich" ist, so groß ist die Gefühlswallung, das Wissen, dass 36 Jahre des Lebens zurückbleiben. Viele Jahre in denen ich nicht das leben konnte was ich wirklich wollte. Nicht weil mich niemand gelassen hätte, sondern weil ich so lange gebraucht habe endlich zu begreifen wer ich bin, was ich bin. Viele Monate weiß ich es nun schon, bin mir meines Weges sicher und doch ist heute ein Punkt erreicht an dem die letzte Weiche gestellt wurde, das letzte Signal auf grün geschaltet hat und der Bahnsteigswärter den Abfahrtspfiff gegeben hat. Ich kann nun Fahrt aufnehmen und mein neues Leben ganz und gar angehen.

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Zwei Dinge sind heute geschehen. Ich war das erste Mal beim Psyschologen und der Ergänzungsausweis vom dgti e.V. ist angekommen.

Mein Termin heute war gut, sehr gut sogar. Auch wenn ich vor Nervosität bibbernd im Wartebereich auf meinen Termin gewartet hatte und nichts mit mir anzufangen wußte. Aber in dem Augenblick als ich aufgerufen wurde mit "Frau ..." und den Doc gesehen habe wußte ich

"das paßt".

Eine freundliche Begrüßung und ein Sprechzimmer das eine Gemütlichkeit ausgestrahlt hat wie es mein Wohnzimmer nicht schafft haben die erste Aufregung genommen und das Gespräch begann sehr angenehm. Ich mußte innerlich schmunzeln beim Beobachten meines Docs, seine Art ist einfach befreiend und so konnte ich meinen Worten freien Lauf lassen. Es ging mir gut, auch wenn sich meine Aufregung erst langsam löste und ich vermutlich erst beim nächsten Mal so richtig frei sein kann.

Und ich bekam das sehnlich erhoffte Stück Papier. Die Bescheinigung, dass ich den Alltagstest offiziell angehe und ich nun endlich auch im Beruf umswitchen kann, auch da Theia Andrea sein darf.

Als ob das Schicksal einen Wink geben wollte traf heute auch der Ergänzungsausweis ein. Eine Hilfe für die Bewältigung von verschiedenen Situationen in denen ich mich ausweisen muß, meine Identität beweisen muß. Und eine Hilfe vielleicht schon das ein oder andere Offizielle auf meinen neuen Namen umgeschrieben zu bekommen.



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Nun denn, stellen wir die Frage:

Sektkorken oder Tränen?

Die Antwort: Die Freudentränen dürfen bleiben und die Sektkorken dürfen fliegen :-)

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Ich möchte mich gerne hier noch bei einer sehr lieben Person bedanken. Falls sie diese Zeilen liest weiß sie dass sie gemeint ist.

Danke für die wunderbare Empfehlung des Psychologen und vielen lieben Dank für den Hinweis auf den Ergänzungsausweis des dgti e.V. Ich bin mir sicher, dass mir diese Hilfe ein gutes Stück des Weges erleichtert hat.

Danke

Samstag, 4. Oktober 2008

keine 48 Stunden mehr...

und mein erster Termin beim Psychologen ist Geschichte. Boah, wenn es doch nur schon soweit wäre. Mein Aufgeregtheitslevel steigt immer mehr, bin ich froh, dass ich heute Abend ne feine Ablenkung haben kann , puuuhhhh. :-)

Was wohl bei dem Temin rauskommt? Naja, wir werden es sehen. Einen kleinen Wunsch habe ich, ob er erfüllt wird schreib ich am Montag.

Bis dahin..Grüßle
Theia