Donnerstag, 16. Juli 2009

fast 1 Jahr Blog - ein Rückblick

Ein Blick auf meinen eigenen Bog läßt mich zusammenzucken. Ich habe mir angesehen wann ich meinen allerersten Eintrag in diesem Blog geschrieben habe. Es ist ziemlich genau ein Jahr her. *uffff* Nur noch wenige Tage und ich kann Bloggeburtstag feiern. Ich kann es kaum glauben wie schnell die Zeit vergangen ist. Fast noch weniger glauben kann ich die rasante Entwicklung, die ich in diesem einen Jahr durchlebt habe. Ich möchte mir daher erlauben heute einmal einen gaaaanz kleinen Blick zurück zu machen und so ein klein wenig die Gedanken nochmal schweifen lassen.

24. Juli 2008

Ich gehe mit meinem Blog an die Öffentlichkeit. Gut, die Öffentlichkeit ist nicht so riesig und doch ist es für mich ein offenes Coming Out. Die Entscheidung das zu tun habe ich bisher nicht eine Sekunde bereut, im Gegenteil, sehr viele Menschen haben meinen Blog schon aufgerufen und konnten ein Stückchen weit mein Leben und meine Gefühle nachvollziehen. Ich glaube das hat mir und auch allen in meinem Umfeld durchaus etwas geholfen. Daher möchte ich versprechen, dass ich diesen Blog weiterführen werde und alles Berichtenswerte hier aufschreibe. Die Offenheit, die mir bislang so gut getan hat, werde beibehalten.


26. Juli 2008

Mein Antrag auf Vornamensänderung ist beim Amtsgericht. Irgendwie war ich schon aufgeregt den Brief einzuwerfen, war es einfach ein allererster formeller Akt um mein Leben zukünftig ganz anders (er)leben zu können. Ein Rückzieher? Kam für mich nie in Frage. Meine Gewissheit war so groß inzwischen, dass es keine Zweifel mehr gab. Auch heute, zurückblickend, gibt es nicht den Hauch eines Zweifels. Ich habe bislang alles richtig gemacht.


31. Juli 2008

Mein erster Hausarztbesuch. Wenn ich daran denke wie ich hin- und herüberlegt hatte wie ich meinem Doc sage was los ist und was mich zu ihm führt, und wie genial er mir dann unwissentlich geholfen hatte. Und plötzlich war es so einfach. Die Sekunde in der er stockte und nicht wußte ob Frau oder Herr brachte mir die Gewissheit, ja, ich bin richtig und es wird alles seinen Weg gehen können. Seine Aussage "Ich will den Weg mit Ihnen gehen" war der perfekte Einstieg und ich fühlte mich wohl mit ihm.


17. September 2008

Vorsprechen beim Richter des Amtsgerichts. Puuh, wie würde das wohl werden? Es wurde gut, mein Gefühl wurde beruhigt. Im Vorfeld etwas geknickt ob meiner Naivität, dass das wohl so eben mal funktionieren würde wie ich mir das vorstellte; ich war ja noch nicht mal zum Antrittsbesuch bei meinem zukünfigen begleitenden Psychologen, von Alltagstestbeginn nicht zu reden, und schon stand ich beim Richter. Damals dachte ich noch das Thema Recht und Gesetz und das Thema Medizin sind getrennt voneinander zu betrachten; aber Pustekuchen, das eine klappt ohne das andere nicht und umgekehrt. Eine Bekannte hatte mir von ihren Erfahrungen erzählt und ihre Einschätzung, dass das so wohl vermutlich nicht klappen würde (da war mein Brieflein aber schon lange beim Gericht) *schnief, was nun?* Naja, heute liegen die Gutachten vor mir und ich bin mir sicher, dass es doch geklappt hat, auch wenn der entscheidende Brief noch aussteht.


6. Oktober 2008

Mein erster Besuch beim Psychologen und der Startschuß in mein neues Leben auch im Beruf. Von nun an heißt es für mich 100% Frau, kein zurück mehr, nur noch der Blick nach vorne. Und doch bleiben an diesem Tag Tränen nicht aus. Anfang und Ende zugleich, eine Lebensphase wird durch eine neue abgelöst. Und es war, bei allem was mir im Rückblick von heute in dieser alten Lebensphase entgangen sein möge, kein schlechtes Leben. Ich kann und darf mich nicht beschweren, auch wenn ich weiß, dass es mir heute noch viel viel besser geht und ich meine Erfüllung gefunden habe. Die ersten 36 Jahre meines Lebens waren gut und ich möchte sie nicht missen. Aber das was nun kommt wird noch viel besser.


5. Februar 2009

Zum allerersten Mal nehme ich die Hormone. Eine halbe Tablette und etwas Gel auf den Oberarmen. Irgendwie ziemlich unspektakulär und doch wieder ein riesen Schritt auf dem Weg. Das Gel wird mich mein Leben lang begleiten, die Tablette irgendwann unnötig werden, und ich weiß, dass die tägliche Prozedur mit den Hormonen ein winzig kleiner Preis für mein zukünftiges Leben ist. Die Spannung ist groß. Wie wird die Auswirkung sein? Wie schnell ist etwas zu spüren? Nun, es ging schneller als erwartet, dass ich eine Auswirkung spürte (wortwörtlich zu nehmen) und die Auswirkung ist schneller deutlich zu sehen als ich es für möglich gehalten habe.


3. März 2009

Gutachten Nr. 1. Der erste Termin und ich hab keine Ahnung was auf mich zukommen wird. Der Verlauf ganz gut, das Ergebnis für mich irgendwie nicht ganz sicher vorhersagbar und dauern sollte das dann noch lange bis ich das Gutachten bekommen würde. Egal, ich habe es inzwischen und es ist positiv für mich.


9. April 2009

Gutachten Nr. 2. Schon etwas lockerer als beim ersten Mal, immerhin wußte ich ja nun zumindest in etwa was auf mich zukommen dürfte. Ok, es wurde dann etwas anders, aber irgendwie leichter. Auch wenn auch dieses Mal Themen zur Sprache kamen, die mich eine Zeit lang mit den Tränen kämpfen liesen. Nur dieses Mal hatte ich ein gutes Gefühl was das Ergebnis angehen sollte, und das Gefühl sollte mich nicht trügen. Auch dieses Gutachten ist positiv für mich.


Heute

Ich lebe als ob es nie ein anderes Leben vorher gegeben hätte, als ob es schon immer so gewesen wäre wie es nun ist. Ich darf ich sein, ich bin ich und ich fühle mich pudelwohl.

Und ich bin froh an diesem Tag, dass ich ein kurzes Kleidchen anziehen kann. Wie hab ich es früher nur mit langen Hosen bei dieser Hitze ausgehalten? ;-)

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Nun, das sind die wichtigen Stationen im Hinblick auf meinen Weg durch Gericht und Medizin. Und doch fehlt noch etwas ganz Wichtiges was in diesem Jahr geschehen ist. Dass ich mich verliebt habe und seit nun 9 Monaten nicht mehr alleine durchs Leben gehe. Alles zusammen hat mein Leben unglaublich schön gemacht. Ich freue mich auf alles was kommt und bin glücklich wie niemals zuvor.

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