Donnerstag, 24. Juli 2008

Ich - Wer bin ich?

Ein fröhliches "Hallo" an alle, die den Weg hierher gefunden haben (und allen, denen ich die URL aufs Auge gedrückt habe *fg*).

Mein eigener Blog und das zu einem Thema, das sicherlich nicht zu den einfachsten der Welt gehört, das ich aber versuchen möchte auch in dieser Form für mich aufzuarbeiten. Um was soll es gehen? Nun, eigentlich "nur" um mich. Ich weiß, das hört sich erst mal etwas egoistisch an, aber zu mehr fehlt mir derzeit noch die Kraft. Sollte ich auch anderen etwas Gutes durch mein Geschreibsel bringen können, so würde mich das sehr glücklich machen. :-)

Mein Einstiegstext wird sicherlich etwas länger werden, aber er beschreibt erst mal ausführlich worum es geht. In Zukunft möchte ich versuchen hier in mehr oder minder gewisser Unregelmäßigkeit (wann immer es was für mich zu erzählen gibt und was ich gerne festhalten möchte) zu schreiben, meine Gefühle und Entwicklungen in allen Bereichen festhalten um später einmal die Möglichkeit zu haben meinen Weg erfassen zu können.

Genug der Vorworte, jetzt geht's los:


Wer bin ich?

Ich kann nicht anfangen mit den Worten „Ich bin Andreas und wurde am 7. August 1972 in Karlsruhe geboren“. Warum nicht? Stimmt doch werden sich jetzt viele wundern. Richtig, rein formal und nach Papier stimmt das auch. Aber in diesem Satz steckt eine große Irrung, eine Lebensillusion mit der nun Schluss sein muss. Drei Informationen von denen zwei unumstößlich sicher sind und demzufolge nur eine nicht der Wahrheit entspricht.

Ich bin nicht Andreas. Oder anders gesagt: Mein gefühltes inneres „Ich“ kann nicht länger diesen Namen tragen, weil er nicht zu einer Frau passt. Und ich bin eine Frau, auch wenn in meinen Papieren „männlich“ steht. Nur eben genau das stimmt nicht.

Schon seit ich bewusst zurückdenken kann schwelt in mir die Vorstellung, dass ich eigentlich lieber als Mädchen zur Welt gekommen wäre. Eine meiner Erinnerungen, die am weitesten richtig bewusst zurückliegen ist meine Aussage zu einem damaligen Klassenkameraden in der Grundschule auf dem Nachhauseweg „Ich wäre viel lieber ein Mädchen“. Zu dieser Zeit gab es sicherlich noch nicht den dringlichen Wunsch an dem tatsächlichen Geschlecht etwas drehen zu wollen aber in meiner weiteren Entwicklung lies mich dieses Gefühl niemals los. Das Gefühl, dass Andreas lieber Andrea wäre.

In meinen Träumen und in Zeiten in denen ich alleine zuhause war lebte ich schon immer im Spiel und in Gedanken als Mädchen. In meiner Fantasie war ich immer eine Frau. Ich habe nie Gedankenspiele gehabt in denen meine Rolle der entsprach wie sie mein biologisches Geschlecht eigentlich vorgab.

Mit den Jahren versuchte ich dieses Gefühl loszuwerden, versuchte mein Leben als Mann zu leben und im Beruf ist mir das bislang durchaus auch gelungen. Nur warum? Nun, weil es in meinem Beruf nicht auf das Geschlecht ankommt. Sicherlich habe ich einen extrem technischen Beruf, immerhin habe ich Maschinenbau studiert und arbeite seit 1996 in verschiedenen Firmen in dieser technischen Welt.

Nur im Privatleben habe ich niemals wirklich zu mir gefunden. Habe nie den Weg gefunden mit mir selbst wirklich klar zu kommen und es auch nie geschafft intensiver mit anderen Menschen zusammenzukommen. Ich habe in meinen nun schon fast 36 Lebensjahren noch niemals wirklich engen Kontakt mit anderen Menschen haben können.

Ich lebte schon immer in meiner eigenen kleinen Welt. Nach Feierabend nach Hause und die Welt um mich herum verfloss zu einem unbedeutendem Nichts. Meine kleine Traumwelt, in der ich so sein durfte wie ich mir mein Sein vorstellte, durfte ich das fühlen und erträumen. Und immer wechselte ich in dieser Welt zur Frau.

Bis Anfang 2007 hatte ich in meinem Leben noch nicht eine Beziehung, keinen wirklich engen menschlichen Kontakt. Ich kam zwar immer irre gut mit anderen aus, ob in der Schule oder im Beruf, ob mit Männern oder Frauen. Allerdings sah ich auch nie den Wunsch in mir aufkeimen eine Bindung mit jemand anderem einzugehen. Anfang 2007 änderte sich das plötzlich.

Was war geschehen? Nun, ich entdeckte eine Möglichkeit wie ich mein Traum-„Ich“ leben konnte. Eine Möglichkeit mich so zu geben und zu erleben wie ich sein wollte und ich konnte mich selbst erfahren und erkennen, dass das was ich schon immer in meinem tiefsten Inneren wusste wahr ist. Ich entdeckte die virtuelle Welt SecondLife. Ich schuf mein virtuelles „Ich“ nach meinen Wünschen und Träumen und begann zu leben. (Meine Lebensgeschichte in Secondlife findet sich auf meiner Webseite: http://www.theiawunderlich.de/ ). Ich begann mich mit anderen Menschen zu unterhalten, durfte Ich sein ohne mein offizielles Ich präsentieren zu müssen, durfte erleben wie es ist als Frau leben zu können. Ich wäre am liebsten in meinen Computer hineingegangen um dieses virtuelle Leben zu meinem echten Leben zu machen. Und ich hatte die erste Beziehung in meinem Leben. Eine Beziehung zwischen Mann und Frau. Und die Frau war ich. Ich hatte meinen ersten Liebeskummer und fand den ersten Menschen, der mir mit der Zeit zu einem der wichtigsten Menschen in meinem wirklich Leben wurde. Ich fand Carlos. Auch hier durfte ich wieder die Frau in der Beziehung sein. Ich fand meine Gefühle und die Liebe zu mir selbst. Ich fand mich selbst! In einem der schlimmsten Momente meines Lebens musste ich meinem geliebten Carlos dann beichten, dass die Frau die er auch sehr lieb gewonnen hatte außerhalb der virtuellen Welt keine biologische Frau ist, sondern im Körper eines Mannes steckt.

Ich hatte vor rund einem Jahr das Glück auf diesen großartigen Menschen zu treffen, der mir bewusst machte, dass mein Traum nicht irgendein Hirngespinst ist; dass mein tiefster innerer Wunsch Frau zu sein, der seit Anbeginn meines bewussten Denkens in mir steckt, nicht nur von mir so gefühlt wird, sondern ich auch, wenn das Sehen keine Rolle spielt, von anderen Menschen genau so aufgenommen werde.

Weihnachten 2007 offenbarte ich mich meiner Familie. Sie hatte schon länger zuvor gemerkt, dass irgendetwas im Gange war. Ich lies mir meine Haare schon einige Zeit wachsen, Ohrlöcher wurden gestochen und in gewisser Art und Weise verschloss ich mich nach außen hin erst einmal um dann mit dem eigenen Eingestehen dass es eben nun mal so ist in mein wahres Leben hinein zu explodieren.

Vor knapp einem halben Jahr begann ich dann mich auch real als Frau zu leben. Damenkleidung hing schon viel in meinem Schrank. Nur begann ich dann auch in die Öffentlichkeit zu gehen. Ein erster Ausflug erfolgte, ein weiterer und inzwischen habe ich im Privatleben den völligen Wechsel vollzogen. Einkaufen, Freizeit oder Besuche bei meiner Familie erlebe ich inzwischen so wie ich mir das schon immer erträumt habe. Und ich fühle mich dabei einfach normal. Kein komisches Gefühl oder ein besonderes Gefühl. Einfach nur gut und eben so als ob es nie etwas anderes gegeben hätte.

Nur im Beruf, im Umgang mit Kunden und Kollegen spiele ich noch die Rolle des Mannes, aber auch da fühle ich in mir die Frau. Das was die Menschen hier sehen entspricht nicht dem was ich bin. Mein Chef weiß inzwischen Bescheid und auch die ersten Kollegen. Sobald diese Webseite online ist werde mich ich auch hier offiziell offenbaren.


Ich habe die absolute Gewissheit gefunden, dass ich den Weg für mein Leben gefunden habe. Ich will auch offiziell die Frau sein die ich schon immer bin. Mein zukünftiger Lebensweg ist damit vorgezeichnet. Ich bin so glücklich wie noch nie in meinem Leben auch wenn zur Zeit immer wieder Tränen fliesen weil viel Schweres vor mir liegt. Aber ich weiß dass ich nur auf eine Art weiterleben kann und will. Als Frau.


Wie wird es nun weitergehen? Mein Weg ist nun klar, ich muss ihn gehen. Viele Schritte sind notwendig um in Zukunft mein Leben in den richtigen Bahnen verlaufen zu lassen. Der eine Schritt wird es sein bei meinem Amtsgericht einen Antrag auf Vornamensänderung einzureichen. Eine erste formelle Aktion um endgültig Ich zu sein. Aus „Andreas“ soll „Theia Andrea“ werden. „Theia“ um zu zeigen dass ich ein neues Leben beginne, das Leben das ich schon immer haben wollte und nun endlich angehen kann. Und „Andrea“ um zu zeigen, dass ich schon immer der Mensch war wie ich es auch weiterhin sein werde. So wie ich seit vielen vielen Jahren im Verborgenen gelebt habe und nun endlich den Schritt gehe um mein Leben wirklich leben zu können.

Der nächste Schritt, der sicherlich parallel stattfinden wird, ist der erste Besuch bei meinem Hausarzt. Ich will auch diesen Weg gehen. Eine langer, steiniger und schwerer Weg. Aber auch dieser ist notwendig, denn nur so kann ich wirklich „Ich“ sein.

Ein Weg der viel verändern wird liegt vor mir. Ein Weg, der Energie, Nerven, Zeit und Geld kosten wird. Ein Weg, der mich vieles aus meinem bisherigen Leben kosten wird, der mir aber mein wirkliches Leben erst geben wird.

Aber egal was es mich kosten wird, ich bin bereit Alles zu geben. Ich bin bereit mein bisheriges Leben in die Waagschale zu werfen, alles hinzuschmeißen und ich bin mir sicher, dass es richtig ist.

Ich möchte mich schon heute bei allen Menschen bedanken, die mich auf diesem Weg begleiten wollen. Bei meiner Familie, die mir zur Seite stehen wird, das weiß ich, bei meinen Kollegen, die mir wie eine Familie ans Herz gewachsen sind, bei meinen Freunden, von denen ich viele leider nur mit ihrem virtuellen Namen kenne, aber auch ihr liegt mir sehr am Herzen. Und bei Wolfgang (Carlos), meinem großen Bruder, der mich so aufgenommen hat wie ich bin und dem ich so gerne zur kleinen Schwester geworden bin.


Ganz viele liebe Grüße

Theia Andrea

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